
Wie funktioniert Musical
Unsere Veranstaltung am 18. Mai 2025 war für einen Sonntagnachmittag bei strahlend schönem Wetter gut besucht. Die Gäste hatten auch sofort einen Einblick in die Produktion des Abends, denn wir teilten uns den Raum mit etlichen sogenannten Cases, die vom Theater für Niedersachsen mitgebracht wurden. Requisiten, Bühnenbild, Technik, alles wurde mit 3 Lkw angeliefert. Und das ist nur ein Teil der Ausrüstung. Und schon waren wir mittendrin im Thema.
Andreas Unsicker, der musikalische Leiter der Produktion „Sweeney Todd“ und Dr. Christof Wahlefeld erzählen zunächst davon, wie sich die Musiktheatergenres Oper, Operette und Musical unterscheiden. Andreas Unsicker führte aus, dass der Vorlauf für die Produktion eines Musicals ca. 2 Jahre vor der Premiere startet mit der Auswahl der Spielstätten, der Planung für Bühnenbild, der Musiker und Sängerinnen und Sänger und aller weiterer Beteiligten.
Vor allem das Bühnenbild und die damit verbundene Choreografie muss ja auch auf der kleinsten Bühne im Rahmen der Tournee funktionieren. Das ist dann der Nukleus für alle anderen Spielorte. Die Probenphase gliedert sich dann in Bandproben, Einzelproben und Ensembleproben auf. Spannend wird es dann ca. 6 Wochen vor der Premiere, wenn die szenischen Proben beginnen. Hier werden alle Einzelteile wie bei einem Puzzle zusammengesetzt. Es ist im Voraus nie möglich, exakte Entscheidungen über einen Spielverlauf zu treffen. Vieles entwickelt sich tatsächlich erst in den szenischen Proben.
Am heutigen Abend ist die Herausforderung, dass das Theater im Gemeindehaus keinen Orchestergraben hat, d.h. die Musiker sitzen an der Seite, unsichtbar vom Publikum und auch unsichtbar vom Ensemble. Das Geschehen auf der Bühne wird durch einen nicht gerade großen Monitor durch den Dirigenten verfolgt und über diesen gibt er auch notwendige Einsätze. Das Team ist aber nach mittlerweile 24 Aufführungen seit der Premiere im November 2024 perfekt aufeinander eingespielt.
Auf die Frage nach der Auswahl der Sänger wird schnell klar, dass es im Musical nicht strikt nach Stimmfach geht wie bei anderen Musikgenres, sondern eher nach Typen. Natürlich muss ein gewisser Stimmumfang vorhanden sein, aber die Grenzen sind eher fließend. Es gibt sogar den Begriff „Baritenor“. Und sollte mal ein „Typ“ nicht haargenau passen nutzen die Künstler den Spaß an der Verwandlung, denn auch das ist eine wichtige Voraussetzung.
In der Rückschau auf ihre Zusammenarbeit am TfN bestätigten sowohl Andreas Unsicker als auch Dr. Wahlefeld, dass es tolle Produktionen gab wie auch weniger gute. Manches gefällt dem Publikum hervorragend und man fragt sich warum, ebenso umgekehrt – es ist eben keine exakte Wissenschaft und lebt durchwegs von der Subjektivität aller Beteiligten.
Bevor Andreas Unsicker mit einem Weingeschenk des Fördervereins in den Soundcheck entlassen wurde, beantwortet er noch bereitwillig Fragen der Anwesenden. Danach erzählte Dr. Wahlefeld noch ein bisschen aus dem Leben eines Intendanten und über seine eigene Theaterwahrnehmung. Auch wurde nach der nächsten Spielzeit gefragt und wann das große Haus wieder eröffnet wird. Die Antwort auf die letzte Frage lautet Oktober 2027, auf die erste Frage gibt es die exklusive Präsentation der Spielzeit 2025/26 für Mitglieder des Fördervereins am 27. Mai um 18 Uhr im Theater im Gemeindehaus.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Unsicker und Dr. Wahlefeld für die tieferen Einblicke in die Welt des Musicals.